Jeanne du Barry – Kurzkritik & Trailer zum Cannes-Eröffnungsfilm

– gesehen im Rahmen der 76. Internationalen Filmfestspiele von Cannes, Kritik erstmals zu lesen am 17. Mai 2023 –

Jeanne-du-Barry-2023-Trailer

Above all, do not make eye contact with the king.

Mittlerweile ist es mehr als nur ein Jahrzehnt her, dass wir Johnny Depps Schauspiel in einer wirklich herausragenden Produktion bestaunen durften. Wenn es nach mir geht, dann ist seine zuletzt alles überragende Performance die als teuflischer Barbier aus der Fleet Street in Tim Burtons meisterhafter Musicalverfilmung Sweeney Todd aus dem Jahr 2007. Und daran ändert auch der diesjährige Cannes-Eröffnungsfilm Jeanne du Barry nichts. In dem Historiendrama verkörpert Johnny Depp König Ludwig XV. und lange genug Zeit, um sich dafür die nötigen Französischkenntnisse anzueignen, hatte Johnny Depp, immerhin war er auch mit der Sängerin und Schauspielerin Vanessa Paradis liiert.

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Inszeniert wurde das prachtvoll ausgestattete Drama von Maïwenn (Poliezei, 2011), die ebenfalls selbst vor die Kamera getreten ist, um die verführerische Rolle der Jeanne Vaubernier zu übernehmen, die zur letzten bekannten Mätresse des Königs aufstieg, bevor sie ihr demütigendes Schicksal ereilte. Jeanne du Barry erzählt größtenteils davon, wie es der jungen Frau gelang den König mit ihren Reizen zu verführen, um sich ihren Platz am Hof von Versailles zu ergattern. Dabei auch davon, wie sie dem Geist ihrer Zeit weit voraus war. Das Resultat ist jedoch nicht viel mehr, als eine in aufgehübschten Bildern inszenierte, aber nur oberflächlich verführerische Geschichtslektion. Johnny Depps Darstellung ist noch mit das Beste am Film, grenzt jedoch teilweise an unfreiwillige Komik, da sich in seinem Schauspiel mehrmals klar zeigt, dass die Textpassagen für ihn passend geschrieben wurden, damit er sich möglichst gut im Französischen schlagen kann. Das wirkt hingegen zu oft ableckend komisch.

Maïwenns Darstellung des Lebens am königlichen Hof macht mit der Zeit immer weniger Spaß und muss sich auch vergleichen lassen. Ab den Momenten, als bei mir die beiden herausragenden Leckerbissen des Historienfilms The Favourite von Yorgos Lanthimos und der ernsthaftere Töne anschlagende Spencer mit Kristen Stewart ins Bewusstsein gerückt sind, sorgte Jeanne du Barry fast nur noch für gähnende Langeweile. Die französische Regisseurin provoziert aber auch Vergleiche mit Klassikern, wie Stanley Kubricks Barry Lyndon. So konnte Maïwenn nur verlieren, da es ihr zu keinem Augenblick auch nur ansatzweise gelingt neue Wege einzuschlagen. Stattdessen verliert sie sich in zu vielen selbstdarstellerischen Szenen sowie zähen Voice Over Passagen.

Allein eine andere Hauptdarstellerin hätte sicherlich schon einiges während des kreativen Prozesses geändert. Zahlreiche moderne Themen schwingen in der Umsetzung schließlich mit. Doch Jeanne Vauberniers bedeutsame Lebensgeschichte ist von Anfang bis Ende viel zu milde und routinehaft erzählt. Dieses Historiendrama entwickelt keine politische Tragweite und schmeckt trotz des neuzeitlichen Touchs bedauerlicherweise äußerst altbacken.

★★★☆☆☆☆☆
Uninteressant!

Jeanne du Barry hat am 16. Mai die diesjährigen Filmfestspiele von Cannes eröffnet. Parallel dazu ist der Film frankreichweit im Kino gestartet. Ab dem 24. August ist das Historiendrama in Deutschland zu sehen.

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