Kritik: Valerian – Die Stadt der tausend Planeten (FR, USA 2017)

© EuropaCorp

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Luc Besson kann Sci-Fi-Action. Das wissen Kinogänger bereits seit dem visuell atemberaubenden Das Fünfte Element, mit welchem der Regisseur bereits 1997 den Wahrnehmungsbereich seines Publikums erweiterte. Bereits hier ließ sich Besson von dem französischen Kult-Comic Valerian und Veronique inspirieren, eben jenem Comic, das maßgeblich die visuelle Ausrichtung der Star-Wars-Reihe prägen sollte, auch wenn den Comic-Schöpfern Jean-Claude Mézières und Pierre Christin dafür nie öffentlich Tribut gezollt worden ist. Bereits damals wollte Besson eigentlich Valerian und Veronique auf die große Leinwand hieven, doch wie bereits James Camerons ambitioniertes Green-Screen-Projekt Avatar mussten sich die technischen Möglichkeiten erst einmal den Visionen der Regisseure anpassen. 20 Jahre nach Das fünfte Element scheint die Zeit nun reif für Luc Bessons lang geplantes Herzensprojekt Valerian – Die Stadt der tausend Planeten. Und wirklich: Rein Optisch ist die Comic-Verfilmung eine Wucht und zieht seine Zuschauer sofort in die farbenfroh-schillernde Welt der Space-Agenten, doch leider können selbst die bombastischen Schauwerte der Weltraum-Oper nicht über dessen eklatante Schwächen im Drehbuch hinwegtäuschen.

Die Regierungsagenten Valerian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) kämpfen im 28. Jahrhundert für Recht und Ordnung in der Galaxie. Während eines heiklen Einsatzes fällt den Beiden ein Transmulator n die Hände, ein knuffiges, extrem rares Replikator-Alien, das Gegenstände innerhalb von Sekunden vervielfachen kann. Dieses Alien wollen jedoch viele Parteien in ihre Hände bekommen und schon bald machen finstere Gestalten jagt auf die beiden Weltraum-Agenten…

Valerian – Die Stadt der tausend Planeten ist ein filmischer Rausch, ein Sprung in den intergalaktischen Farbtopf. Grelle Neonfarben, fantastische Aliens und bombastische Spezialeffekte: Luc Bessons Weltraum-Traumland strotzt vor Kreativität und allein dafür muss man dem französischen Filmemacher schon dankbar sein. Für Besson wird die Leinwand zur Spielwiese und trotz seiner 58 Jahre ist der Mann noch ziemlich fidel und tobt sich in seinem Sci-Fi-Universum richtig aus: Action-Einlagen in mehreren Dimensionen auf virtuellen Marktplätzen, der Strandplanet Mül, auf dem das friedliche Leben des indigenen Volks der Pearl ein jähes Ende findet oder die Taucheinlagen in den überschwemmten Arealen der Weltraum-Metropole Alpha sind nur einige der visuellen Highlights des Films. In Zeiten der Comic-Blockbuster im Einheitslook ist es schwer vorstellbar, dass dieser bunte Farbklecks in Hollywood ein Budget von 180 Millionen zugesprochen bekommen hätte. Besson ist mit Valerian ein Wagnis eingegangen, denn der Sci-Fi-Streifen ist die bis dato teuerste Kinoproduktion aus europäischen Landen und wird somit auch maßgeblich über die Zukunft von Bessons eigenem Produktionsstudio EuropaCorp mitentscheiden. Bei diesem Risiko bleibt bloß zu hoffen, dass sich der Wagemut für Besson letztlich auch auszahlt.

Machen wir uns nichts vor, Luc Besson ist kein guter Drehbuchautor. Bereits das Sci-Fi-Spektakel Das fünfte Element konnte hauptsächlich über seine Schauwerte punkten und auch Valerian – Die Stadt der tausend Planeten lebt nicht gerade von seinen cleveren Drehbuchkniffen. Insbesondere in der Ausgestaltung der jugendlichen Weltraum-Agenten Valérian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) zeigen sich die Defizite recht deutlich. Mit Valérian, ein behaupteter Frauenschwarm mit dem Charmefaktor eines testosterongesteuerten Jungbullen und Laureline, selbstzentriert und empathielos, die sich mehr über einen Riss in ihrer Ausgehgarderobe ärgert, als über die gefallenen Crewmitglieder, die während einer Außenmission ihr Leben lassen mussten, kann und will der Zuschauer trotz der Spieldauer von 137 Minuten nie so richtig warm werden. Da hilft es auch nicht, dass die größte emotionale Verbindung der beiden Superagenten ein fragwürdiger Heiratsantrag ist, der – als reaktionärer Running-Gag – immer mal wieder aufgegriffen wird.

Klar, Valerian – Die Stadt der tausend Planeten ist in erster Linie Unterhaltungskino und kein Charakterdrama. Doch wie plump versucht wird, Emotionen zu erzeugen, ist fast schon erschreckend unbeholfen. Besson schafft es nicht, eine emotionale Stimmung über eine Szene hinweg aufrecht zu halten. Während auf der Leinwand noch vor Sekunden der Kampf gegen eine nimmersatte Alienrasse als spaßiges Spektakel zelebriert wurde, soll im nächsten Moment um einen Nebencharakter getrauert werden, der in der letzten Szene tödlich verwundet wurde. Diese emotionale Unentschlossenheit des Films führt zu einer stetig wachsenden geistigen Distanz beim Publikum – bis man sich letztlich nur noch an dem wunderbar animierten Sci-Fi-Setting ergötzt.

Fazit: Auch wenn nicht alles perfekt ist, möchte man diesen Film einfach gerne haben, alleine schon für das Wagnis, das Produzent, Drehbuchautor und Regisseur Luc Besson mit diesem 180-Millionen-Dollar Produktionsbudget auf sich genommen hat. Valerian – Die Stadt der tausend Planeten ist ein verspieltes Sci-Fi-Spektakel, das weniger von seinem Drehbuch, als von den reinen Schauwerten lebt.

Valerian – Die Stadt der tausend Planeten startet am 20.07.2017 in den deutschen Kinos.

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