Kritik: Picknick mit Bären (USA 2015)

Picknick mit Bären
© Broad Green Pictures

Try Not to Die, okay?

Bereits Emile Hirsch hat sich ihm in „Into the Wild“ ergeben, Reese Witherspoon tat es ihm zuletzt in „Der große Trip – Wild“ gleich und nun dürfen ihm auch die in die Jahre gekommenen, aber freilich keinesfalls verkalkten Hollywood-Altstars Robert Redford und Nick Nolte Folge leisten: Dem (Lock-)Ruf der Natur. „Picknick mit Bären“, so die Übersetzung des amüsanten Reiseberichts „A Walk in the Woods“ von Bill Bryson, auf den sich der Film von Ken Kwapis lose bezieht, führt die Schauspielgrößen, die unlängst das 70. Lebensjahr erreicht haben, direkt auf den sich über 3500 Kilometer erstreckenden Appalachain Trail. Man muss jedoch verdeutlichen, dass Kwapis’ unbekümmerter Outdoor-Geronto-Schwank kaum Gemeinsamkeiten mit den eingangs erwähnten Werken pflegt. In „Picknick mit Bären“ steht keine Sinnsuche in den unendlichen Weiten der amerikanischen Wildnis im Zentrum; kein zivilisationskritisches Traktat und keine schwerwiegende Lebenskrise, an der sich das bedeutungsvolle Narrativ ausgiebig entlangarbeitet – Hier genießt das lockere Vergnügen den Vorrang.

Und das ist ja eigentlich auch mal wieder ein recht angenehmer Umstand, wenn die aufpolierten Einstellungen majestätischer Naturimpressionen nicht als inhaltsschwere Projektionsflächen der Selbstfindung und -reflexion herhalten müssen. In „Picknick mit Bären“ gehen Robert Redford (hier in der Rolle des Bill Bryson vertreten) und Nick Nolte (als schnaubender Zottel Stephen Katz mit von der Partie) eben auf Wanderschaft. Das mag banal klingen, generiert aber durchaus Kurzweil, solang sich die Inszenierung seitens Ken Kwapis darauf verlässt, die beiden Haudegen ganz ungezwungen beim Marsch durch die Wälder zu begleiten. Wie sich Redford und Nolte hier die Bälle zuspielen; wie sie sich immer wieder zu kauzigen Schlagabtäuschen hinreißen lassen und anfangs natürlich nicht eingehen wollen, dass ihr Vorhaben – eine Strecke im hohen Alter zurückzulegen, die selbst für erfahrene, trainierte Wanderer eine echte Herausforderung bedeutet – eigentlich nichts mit einem „letzten, großen Abenteuer“ zu tun hat, macht schon Spaß.

Sicherlich kommt da beim Zuschauer nicht sonderlich viel Wanderlust auf, ist „Picknick mit Bären“ nicht darauf erpicht, das Bestreiten des Appalachian Trail als meditativ-spirituelle Erfahrung zu dokumentieren. Ja, manches Mal beschleicht einen sogar der Eindruck, dass es wohl keine allzu große Sache ist, was die beiden Männer hier auf sich nehmen, wenngleich der Weg zu Anfang noch mit einem metaphorischen Überbau abgesegnet wird: Er sei wie das Leben, schließlich wisse man nie, was vor einem liegt – man wagt es einfach. „Picknick mit Bären“ ist eben eine unbeschwerte Komödie, immer sympathisch, dafür harmonieren Robert Redford und Nick Nolte auch einfach zu gut, aber vor lauter Entspannung auch reichlich redundant. Da wirken gewisse Schlenker in die Ernsthaftigkeit wie ineffektive Umschweife in ein deplatziertes Gefühl von Pflichtschuldigkeit: „Irgendwie müssen wir doch noch etwas emotionalen Ballast daraufklatschen!“. Für zwischendurch ist „Picknick mit Bären“ aber nicht verkehrt, auch wenn er schnell wieder vergessen ist.

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