Schlagwort: Drama

Kritik: The Salesman (FR, IR 2016)
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Kritik: The Salesman (FR, IR 2016)

I like to bring a loader and ruin all of this city. Das iranische Kino fristet in unserer westlichen Gesellschaft schon seit Jahren ein Schattendasein. Viele ansprechende Beiträge finden ausschließlich auf Festivals statt, doch abseits einiger namhafter Regisseure trifft man auch dort kaum auf relevantes Material. Umso schwerer wiegt dabei der letztjährige Verlust Abbas Kiarostamis, einem der großen Visionäre des Weltkinos. Diese geringe Präsenz liegt natürlich nicht nur an unseren Sehgewohnheiten, sondern auch an den erschwerten Produktions- und Vertriebsbedingungen im Nahen Osten. Man denke nur an Jafar Panahi, der es trotz Berufsverbot geschafft hat den letztjährigen Berlinale Gewinner Taxi Teheran zu drehen und anschließend außer Landes zu schmuggeln. Leichter hat es da Asghar Farha...
Kritik: Arrival (US 2016)
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Kritik: Arrival (US 2016)

If you could see your whole life from start to finish, would you change things? Am Anfang war das Wort, nicht das Feuer. Und es war identitätsstiftend, denn: Kommunikation ist die Brücke in die fremden Territorien unserer Existenz. Das ist der vielschichtig konnotierte Kristallisationspunkt, mit dem sich Denis Villeneuve (Sicario) in Arrival über 120 Minuten beschäftigt und von dem er die Rückbesinnung auf die Tugenden des Erzählkinos aus entspinnen wird. Die von Amy Adams (The Master) verkörperte Linguistin Dr. Louise Banks bildet dabei das schauspielerische Zentrum der Narration und ihre wunderbar natürliche Fragilität, die oftmals nur ein leichtes Zucken der Mundwinkel offenbart, artikuliert schwere innerseelische Erschütterungen allein über die glasigen Augen, die nach wie vor die U...
Kritik: The Sea of Trees (US 2015)
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Kritik: The Sea of Trees (US 2015)

A perfect place to die. Er lässt den Zündschlüssel stecken, das Parkticket auf dem Beifahrersitz liegen, reißt ohne Gepäck und bucht keinen Rückflug. Fast möchte man glauben, die asiatische Dame am Check-In Schalter ahnt aufgrund ihres skeptischen Blickes bereits, wohin die Reise des amerikanischen Mathematikers Arthur Brennan (Matthew McConaughey) wirklich geht bzw. wo sie enden soll. Im berüchtigten Aokigahra-Wald, der seit Jahrzehnten eine Art magische Anziehung auf Suizidwillige aus allen Winkeln der Erde auszuüben scheint. Auch Arthur hat seinen Lebenswillen verloren. Warum, wissen wir zunächst nicht. Nur sein Vorhaben wird relativ schnell klar. Bis er im letzten Moment „gestört“ wird. Durch den orientierungslosen und blutüberströmten Nakamura (Hollywoods Lieblings-Japaner Ken Wata...
Kritik: Julieta (ES 2016)
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Kritik: Julieta (ES 2016)

„In diesen Momenten, den schlimmsten in meinem ganzen Leben, denke ich an Dich.“ Nachdem sich Pedro Almodóvar (Frauen am Rande des Nervenzusammenbrauchs) in Die Haut, in der ich wohne äußerst gekonnt auf traditionelle Genre-Mechanismen rekurrierte und in Fliegende Liebe die homosexuellen Wallungen im Inneren eines Passagierfliegers zelebrierte, wurde es nach diesen filmischen Experimenten für den spanischen Exzentriker mit Julieta wohl Zeit, zurück zu den Wurzeln zu kehren. Erneut (oder: endlich wieder) liegt der Fokus auf Frauen, auf Müttern und Töchtern, auf den Gefühlsknoten, die sie verbinden und die Mysterien, sie sie entzweien. Vor allem aber ist die lose Adaption dreier Kurzgeschichten der kanadischen Schriftstellerin Alice Munro ein weiterer Beweis im größtenteils mindestens int...
Kritik: Hell or High Water (USA 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Hell or High Water (USA 2016)

I've been poor my whole life, like a disease passing from generation to generation. But not my boys, not anymore. Dominics Meinung 12 Millionen Dollar. Diese Summe hat die komplette Produktion von Hell or High Water veranschlagt und auch wenn bereits bessere Filme für deutlich weniger Geld gedreht wurden, so ist die Summe trotzdem erstaunlich. Vieles an David Mackenzies Film erweckt den Eindruck er wäre kostspieliger gewesen. In vorderster Front sind es natürlich Darsteller wie Jeff Bridges, Chris Pine und Ben Foster, die den Eindruck einer Multimillionen-Dollar-Produktion evozieren. Doch auch darüber hinaus sind beinahe alle Facetten des Films, angefangen bei der Optik über Kostüme und Ausstattung bis hin zum Soundtrack, hochwertig eingefangen. Natürlich sind 12 Millionen dennoch eine...
Kritik: Sully (USA 2016)
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Kritik: Sully (USA 2016)

I've had 40 years in the air but in the end, I'm going to be judged by 208 seconds. Es ist ein Bild, welches um die Welt ging und später von den Medien zum Wunder vom Hudson erhoben wurde: Ein Passierflugzeug treibt dort im Wellengang des Hudson Rivers. Menschen sammeln sich auf den Tragflächen des Luftfahrzeugs. Die eigentliche Tragödie wurde in ein Mirakel aufgelöst, denn: Dass eine Notwasserung, wie sie Captain Chelsey Sullenbeger infolge eines Vogelschlags, der beide Triebwerke außer Kraft setzte, am 15. Januar 2009 erfolgreich umsetzte, noch unwahrscheinlicher als ein Absturz ist, zeigt die hypothetische Unvorstellbarkeit dieses Landemanövers doch eigentlich ganz wunderbar auf. Der Tod der 155 Insassen des Airbus A320-214 wäre, bleibt man theoretischen Parametern treu, beschlossene...
Kritik: War Dogs (USA 2016)
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Kritik: War Dogs (USA 2016)

Everyone's fighting over the same pie and ignoring the crumbs. I live off crumbs. Es gibt eine emblematische Szene in War Dogs, die die Tonalität des Filmes adäquat auf den Punkt bringt. Während eines Ausfluges zur Waffenmesse von Las Vegas, ein regelrechtes Schlaraffenland für Narren großkalibriger Gebrauchsgegenstände, treffen die beiden Hauptakteure, Efraim Diveroli (Jonah Hill, Das ist das Ende) und David Packouz (Miles Teller, Whiplash) auf Henry Girard (Bradley Cooper, American Hustle), einem in der Branche ikonengleichen Waffenschieber, der es sogar auf die Terrorliste der Vereinigten Staaten geschafft hat. Efraim jedenfalls stellt diese sinistre Erscheinung aus dem Off als jene Person vor, die 2006 den Strick für Saddam Husseins Hinrichtung besorgt hat. Hier geht es nicht mehr ...
Kritik: Entertainment (USA 2015)
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Kritik: Entertainment (USA 2015)

Why don't rapists eat at T.G.I. Friday's? Well, it's hard to rape with a stomachache. Er schlurft apathisch durch das Innere eines ausrangierten Verkehrsflieger, geht in die Hocke und blickt durch die abgerundeten Fenster, die doch niemals eckig sein dürfen, da sie sonst dem Druck, der innerhalb der Kabine künstlich erhöht werden muss, nicht standhalten. Er, das ist ein namenloser Komödiant (Gregg Turkinton), ein Schatten ohne Vergangenheit und Zukunft – und wie die ausgehöhlte Maschine auf dem Flugzeugfriedhof wird auch der Namenlose nie wieder eine Möglichkeit finden, sich mit Leben zu füllen. Das sind rosige Aussichten, möchte man meinen, und Rick Alverson hat mit seinem Vorgängerwerk The Comedy bereits bewiesen, dass er Menschen nicht nur bis an den Rand des Abgrundes begleitet, son...
Kritik: The Comedy (USA 2012)
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Kritik: The Comedy (USA 2012)

I didn't realize you were so funny! Man kann teilweise kaum hinschauen, schüttelt sich, weil man von den Szenen angewidert ist und sich irgendwann am liebsten irgendwo in Sicherheit flüchten möchte. Es sind Gefühle, die so sonst nur von extremen Horrorfilmen erzeugt werden, doch Rick Alversons Werk ist ein Drama, mit dem noch dazu frech-provokanten Titel The Comedy. Der Regisseur mutet dem Betrachter einen Blick ins momentane Williamsburg zu, der Hipster-Hochburg New Yorks, in der sich zwischenmenschliche Abgründe auftun. Die von Tim Heidecker grandios und beängstigend zugleich gespielte Hauptfigur ist ein 35-jähriger Mann, der mit dem Geld des im Koma liegenden Vaters täglich, und damit ist wirklich jeder Tag gemeint, durch die Gegend schlendert, auf einem Boot übers Meer schippert, A...
Kritik: Ben Hur (USA 2016)
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Kritik: Ben Hur (USA 2016)

This is your heartbeat! Es war zwar nicht die erste Verfilmung des 1880 publizierten Romans von Lew Wallace, doch die Verfilmung von William Wyler aus dem Jahre 1959 gilt dennoch als einzigartiges Werk. Kein Wunder, immerhin war der fast vier Stunden lange Film ein enormer Erfolg, war die erste Produktion die elf Oscars gewann und bot alleine mit dem Wagenrennen eine legendäre Szene, die damals Maßstäbe setzte. Nun, nachdem die Geschichte jahrzehntelang nur noch fürs Fernsehen als Mini-Serie umgesetzt wurde, bringt der russische Regisseur Bekmambetow die Geschichte des Judah Ben Hur erneut auf die Leinwand. Timur Bekmambetow, der mit seinen Wächter der Nacht-Filmen einst seine Eintrittskarte für Hollywood löste und mit Wanted sowie Abraham Lincoln Vampirjäger effektreiche wie teils...