Schlagwort: Thomas Vinterberg

Kritik: Der Rausch (DK 2020) – Ein Plädoyer für das gute Leben
Drama, DVD & Bluray, Filmkritiken

Kritik: Der Rausch (DK 2020) – Ein Plädoyer für das gute Leben

Eine Gastkritik von Sascha Böß Das Leben ist eingerostet. Es gibt nichts mehr zu erleben, nichts mehr zu hoffen. Man hat sich mit der Lage abgefunden. Der Alltag ist durchgeplant, es gibt keinen Raum mehr für Träume. Als der Geschichtslehrer Martin (Mads Mikkelson) seine Frau fragt, ob er langweilig geworden sei, antwortet sie lapidar: Früher sei er anders gewesen. In der Schule ist er abwesend, unkonzentriert, leidenschaftslos. Seine Schüler, die kurz vom dem Abschluss stehen, beschweren sich bei der Schulleitung über ihn. Martin und ein paar seiner befreundeten Lehrerkollegen sind gefangen in ihrem lethargischen, kleinbürgerlichen Leben. Neudeutsch würde man sagen: Sie befinden sich in der Midlife-Crisis. Die Freunde machen Martin eines Abends auf den norwegischen Philosophen und Psyc...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Die Jagd (DK 2012)

Autor: Conrad Mildner „Ich glaube den Kindern. Die sagen immer die Wahrheit.“ Kaum zu glauben, dass Dogma-Shooting-Star anno 1998 Thomas Vinterberg nach vierzehn Jahren das große Comeback gelingt. Sein Cannes-Gewinner „Das Fest“ zählt noch heute zum Besten aller Dogmafilme. Danach ging es bergab, trotz gewagter Hollywood-Experimente („It's All About Love“) und ergiebiger Genreversuche („Dear Wendy“). Der Tiefpunkt schien mit seinem Berlinale-Film „Submarino“ erreicht, der von der Kritik nur noch geteert und gefedert wurde. Doch dann, das Wunder, ungläubig rieb man sich die Augen angesichts des letztjährigen Cannes-Lineups. Vinterbergs neuer Film ist im Wettbewerb und die Hauptrolle spielt Dänemarks Export-Schlager Mads Mikkelsen. Ist da was großes im Anmarsch? Als die ersten überschwän...
Filmkritiken

"Das Fest" (DK/SE 1998) Kritik – Die Dekonstruktion des gutbürgerlichen Familienbildes

"Entschuldige, dass du deinen Sohn so sehen musstest. Entschuldige auch, dass dein Mann dich bat, sofort wieder zu verschwinden, was du auch ohne Zögern gemacht hast. Entschuldige, dass du so mies und verlogen bist, dass ich hoffe, du stirbst daran." Helge Klingenfeldt-Hansen ist ein äußerst erfolgreicher Hotelier, glücklich mit seiner Frau Else verheiratet und dazu auch noch Vater von vier Kindern. Nun steht sein 60. Geburtstag an und der angesehene Mann lädt zu einem großen Fest auf seinem Landsitz ein, zu dem natürlich auch seine Kinder Christian, ein Pariser Gastronom, Michael, der in Kopenhagen ein Restaurant führt und Helene, die wiederwillig Anthropologie studiert, erscheinen. Das vierte Kind, Tochter Linda, ist schon vor Jahren verstorben. Am Ort des Geschehens angekommen, begi...