Kritik: Star Trek Beyond (USA 2015)

© Paramount
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Well, that’s just typical.

Als bekannt wurde, dass der Actionvirtuose Justin Lin den nächsten Star-Trek-Film inszenieren und somit J.J. Abrams auf dem Regiestuhl beerben sollte, war die Sorge unter den Trekkies groß: Bereits Abrams hatte die Filmreihe spätestens mit dem Action-Overkill in „Star Trek Into Darkness“ vollends „starwarsifiziert“ und mit Justin Lin, der mit „Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile“ das PS-starke Franchise wiederbelebt und in neue Action-Spähren gehoben hatte, schienen die Chancen auf eine Verbesserung des aktuellen „Startrek-Quo“ minimal. Allen Unkenrufen zum Trotz ist „Star Trek Beyond“ ein verdammt launiger Sci-Fi-Blockbuster geworden, der gekonnt den Spagat zwischen bombastischem Popcorn-Kino und retro Star-Trek-Unterhaltung meistert. Der Dank dafür gebührt Scotty-Darsteller und Drehbuchautor Simon Pegg, der gemeinsam mit seinem Co-Drehbuchautor Doug Jung ein Skript verfasst hat, das neben ausladenden Actionsequenzen noch genügend Spielraum für zwischenmenschliche Momente lässt und somit endlich der Crew als Ganzes Leben und Charakter einhaucht – ein Punkt, den Abrams oftmals schmerzlich vernachlässigt hatte. Umso tragischer ist es da natürlich, dass Chekov-Darsteller Anton Yelchin, der in „Star Trek Beyond” endlich mehr Leinwandzeit zugesprochen bekommt, im Juni 2016 bei einem Unfall ums Leben kam.

Große Ereignisse bahnen sich auf der Kommandobrücke der U.S.S. Enterprise an: Captain James T. Kirk (Chris Pine) ist während der fünfjährigen Mission in den Weiten des Weltalls seiner Position müde geworden und plant, auf der Raumstation Yorktown einen neuen Posten anzunehmen. Damit steht der Captain der Enterprise nicht allein, denn auch Spock (Zachary Quinto) ist gewillt nach dem Tod des Botschafters Spock (Leonard Nimoy), die Crew zu verlassen und dessen Erbe anzutreten. Ein Notruf lässt die Abschiedsgedanken jedoch erst einmal in den Hintergrund treten: Eine fremde Spezies bittet die Besatzung der Enterprise um Hilfe. Doch im Orbit eines unbekannten Planeten gerät das Flagschiff der Föderation in einen Hinterhalt und wird von einem unbekannten Feind zur Notlandung auf einem verwilderten Planeten gezwungen…

50 Jahre hat das Star-Trek-Universum inzwischen schon auf dem interstellaren Buckel. Natürlich steht „Star Trek Beyond“ ganz im Zeichen dieses runden Jubiläums und wirkt dementsprechend fast wie eine Hommage an die klassischen Werte der Science-Fiction-Reihe, die die Serie groß gemacht haben. „Star Trek Beyond“ ist wieder mehr galaktische Seifenoper, als es seine Vorgänger waren: Beziehungsfragen, Sticheleien und Wortgefechte bilden hier ein angenehmes Gegengewicht zu den zerstörerischen Action-Sequenzen. Und auch sonst fühlt sich das inzwischen schon dreizehnte Leinwand-Abenteuer der Enterprise-Besatzung wie eine Rückbesinnung an alten Zeiten an, in denen William Shatner & Co durch die immer gleichen Pappmasche-Kulissen stapften und hunderte Rothemd-Besatzungsmitglieder während der zahlreichen Außenmissionen ihr Leben lassen mussten: Auch diesmal müssen fremde Planeten erkundet, neue Spezies erforscht und mindestens die halbe Besatzung gerettet werden. Auch die in den Kinofilmen fast schon zur Tradition gewordene Zerstörung der Enterprise wird wieder zelebriert, wobei das Aushängeschiff der Föderation wohl selten so schmerzhaft-schön demontiert worden ist, wie durch Zerstörungs-Experte Justin Lin. Den cineastischen Kniefall vor seinen Ursprüngen vollführt „Star Trek Beyond“ jedoch erst in einer der letzten Szenen des Films, in der sich Spock durch den Nachlass seines Alternativen-Ichs kämpft – Ein Moment, der sicherlich so manchem Uralt-Trekkie eine nostalgische Träne entlocken können wird.

Zwar kann die Story von „Star Trek“ definitiv nicht den Warp-Antrieb neu erfinden, um einen launigen Sommer-Blockbuster zu füllen, reicht es dennoch allemal. Zumal es das Autorengespann Pegg/Jung glänzend versteht, kleinere Drehbuchschwächen mit einer ordentlichen Prise Humor zu kaschieren. Auch den Star-Trek eigenen, philosophischen Zeitgeist wissen die Autoren zu bedienen und stellen die Frage (aufgeworfen durch Oberschurke Krall), inwieweit die philosophischen Ansätze von Roddenberry heutzutage überhaupt noch relevant sind oder ob das utopische Wunschdenken einer geeinten Menschheit in Zeiten zersplitter Völkerbündnisse, wiedererstarkender Nationalismus-Bewegungen, wachsender Rassendiskriminierung und des allgegenwärtigen Terrors nicht ein wenig naiv anmutet. Gene Roddenberry entwarf seine Sci-Fi-Utopie während des Kalten Krieges, also in einer Zeit, in der die Differenzen zwischen der UdSSR und der USA unüberwindbar schienen und die Möglichkeit eines atomaren Weltkriegs weit wahrscheinlicher war, als es heutzutage der Fall ist. Natürlich war der utopische Gedanke des Star-Trek-Schöpfers auch damals schon naiv, aber sind nicht alle Utopien letztlich naiv? Zumindest künstlerisch wurde so eine Möglichkeit erschaffen, die kleingeistigen Grenzen zu überwinden. Auch Drehbuchautor Simon Pegg beschwört in „Star Trek Beyond“ eben diese klassischen Star-Trek-Ideale und lässt den Gemeinschaftsgedanken über das Individuum triumphieren (Wie der Film wohl in England abschneiden wird?). Manchmal braucht man eben auch im Kino seine kleinen hoffnungsvollen „Weltflucht-Filme“ und es bleibt zu hoffen, dass uns „Star Trek“ noch mindestens 50 weitere Jahre eben genau das schenkt…

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