Schlagwort: Drama

Filmkritiken

Filmkritiken zu "Who Am I – Kein System ist sicher", "Focus" und "Blue Ruin"

"Who Am I – Kein System ist sicher" (DE 2014) von Baran bo Odar, u.a. mit Tom Schilling, Elyas M'Barek und Wotan Wilke Möhring Nachdem Maximilian Erlenwein das deutsche Genre-Kino zuletzt schon mit „Stereo“ im großen Stil in den Sand gesetzt hat, darf nun auch Baran bo Odar mit „Who Am I – Kein System ist sicher“ dort anknüpfen und nachweislich bestätigen, dass es unsere Nachbarn aus Österreich mit dem ganzen Genre-Kram einfach besser drauf haben. Grundsätzlich ging an „Who Am I – Kein System ist sicher“ ein durchaus interessanter Diskurs um die Untiefen der Virtualität, die psychische Disposition und die entscheidende Vernetzung beider Segmente zu einem einheitlichen, von Metaphern umwitterten Komplex verloren. Tom Schilling ist da eigentlich auch der richtige Mann, um der Rolle des von...
Kritik: Phoenix (DE 2014) – Identität in Trümmern
Drama, Filme, Filmkritiken

Kritik: Phoenix (DE 2014) – Identität in Trümmern

Mich gibt es gar nicht mehr. Im Herbst des Jahres 1945 ist Christian Petzold mit seinem neusten Film „Phoenix“ nun angekommen, nur noch wenige Wimpernschläge wird es in Anspruch nehmen, bis der Zweite Weltkrieg sein verheerendes Ende findet. Und auch wenn dieses nicht in Worte zu fassende Kapitel internationaler Menschheitsgeschichte einen datierten Schlusspunkt aufgesetzt bekommen hat, so wiegen die Folgen dessen doch selbstverständlich weiterhin Tonnen in den zermürbten Leibern aller Beteiligten. Christian Petzold, Initiator der sogenannten „Berliner Schule“, einer Stilistik, die sich nicht auf den sensationsheischenden Gestus innerhalb einer filmischen Konstruktion stürzt, der es nicht daran gelegen ist, Geschichten aufzubauschen, zu dramatisieren und zu entfremden, sondern im gr...
Filmkritiken

"Der große Trip" (USA 2014) Kritik – Selbstfindung im episodischen Gedankenrausch

Autor: Pascal Reis "God is a ruthless bitch." Schon wieder lockt er, der Ruf der Wildnis. Im Falle von „Der große Trip – Wild“ ist dieser Antrieb, hinaus in die Natur zu schreiten, über Pfade zu waten, die nur wenige Menschen zuvor betreten haben, intrinsisch motiviert: Die unendlichen Weiten des Pacific Crest Trail fungieren im neuen Film von Jean-Marc Vallée als genügsame Klammer der Selbstverwirklichung. Aber dieses Genre vom strauchelnden Individuum, das sich durch die Wälder, eisigen Schnee und spröde Wüsten kämpfen, scheint ohnehin ein äußerst interessantes zu sein – Und profitable Anlaufstelle, wenn man sich den Abenteuern realer Persönlichkeiten annehmen möchte. Mit „Into the Wild“ verfilmte Sean Penn die idealistische und ebenso tragische Geschichte von Christopher McCandless, J...
Filmkritiken

Filmkritiken zu "Männerhort", "Among the Living – Das Böse ist hier" und "Wish I Was Here"

Autor: Pascal Reis „Männerhort“ (DE 2014) von Franziska Meyer Price, u.a. mit Elyas M'Barek, Christoph Maria Herbst und Detlev Buck Die kommerzialisierte Manufaktur deutscher Massenkalauer rodelt und röchelt weiter: Der nächste gelbliche Auswurf in Form von „Männerhort“ darf sich natürlich ebenfalls in eine Reihe zu „Vaterfreuden“ und horrender Konsorten gesellen und zieht den Zuschauer geradewegs in ein überstrahltes (und unterbelichtetes) Paralleluniversum, in dem es wiederholt keine sozialen Schichten zu geben scheint, sondern nur die architektonisch chic verzweigte Neubausiedlung irgendwo in Frankfurt. In den Hauptrollen sehen wir ein Arschloch (Christoph Maria Herbst), einen Schwulen (Detlev Buck) und Elyas M'Barek (würg) – das muss als Charakterisierung genügen, dachten sich David...
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"Fifty Shades of Grey" (USA 2014) Kritik – Der Patriarch und seine Reitgerte

Autor: Pascal Reis „I don't make love, I fuck...hard.“ Bedrückende Zeiten bahnen sich für den geneigten Filmliebhaber an, muss er doch mitansehen, welche Werke sich momentan über den rigorosen Zuspruch an den Kinokassen erfreuen dürfen: Da hätten wir Clint Eastwoods rechtspopulistischen Ballermann „American Sniper“, der in den Vereinigten Staaten den Box-Office-Tacho wie bei einem neuen Superheldenfilm Purzelbäume schlagen lässt und „Fifty Shades of Grey“, um den es hier heute gehen soll, der erste Teil der langersehnten E.L. James-Adaption, die alle Rekorde in Sachen Kartenvorverkauf ohne Anstrengungen gebrochen hat und längst ein internationales Einspielergebnis von über 500 Millionen Dollar verzeichnen darf. Wie repräsentativ aber sind diese Werte? Muss man sich Sorgen um die Kognitio...
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Filmkritiken zu "Cold in July", "Schoßgebete" und "Wrong Turn 6: Last Resort"

Autor: Pascal Reis "Cold in July" (FR/US 2013) von Jim Mickle, u.a. mit Michael C. Hall, Sam Shephard und Don Johnson Ein Mann muss tun, was seine kulturelle Prägung von ihm verlangt: Michael C. Hall gibt den fürsorglichen Familienvater, streng, auf Regeln bedacht, aber liebevoll, sensibel und per se darin versucht, Konflikte verbal denn mit den Fäusten zu lösen. Als ihm der Finger am Abzug zittert und er einen Jungen über den Haufen schießt, der ihm in die Bude gestiegen ist, kommt er in den Geschmack von Macht und stolpert nur einen Twist später zusammen mit den Testosteronbestien Don Johnson und Sam Shepard in einen abgründigen Komplott um einen Snuff-Porno-Ring, der sodann den Blick tief ins vergiftete Americana-Herz eröffnet. „Cold in July“ ist die amerikanische Abhandlung über das...
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Filmkritiken zu "Der Richter: Recht oder Ehre", "Predestination" und "Wild Card"

Autor: Pascal Reis „Der Richter: Recht oder Ehre“ (USA 2014) von David Dobkin, u.a. mit Robert Downey Jr., Robert Duvall und Vera Farmiga Hüftsteifer Biedermeier von innerfamiliärer Problembeseitigung. Robert Downey Jr. leidet am Jack-Sparrow-Syndrom und kann offensichtlich nur noch den manierierten Narzissten im Tony-Stark-Modus, hier mit mehr Tränen in den Augen, versteht sich. Robert Duvall ist daneben natürlich immer eine sichere Bank und gibt den stoischen Patriarchaten naturgemäß routiniert, so wirklich memorabel ist seine Performance aber auch nicht. Ohnehin ist „Der Richter: Recht oder Ehre“ ein auf funktionale Charakter-Modelle geeichtes Melodram, bei dem jeder Anflug von Emotionalität mit Pianogeklimper, Gitarrengezupfe oder Indie-Geseier zugekleistert wird, als wäre Zach Braf...
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"Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1" (USA 2014) Kritik – Das Gesicht der Revolution

Autor: Pascal Reis „If we burn, you burn with us!“ Am Firmament tut er sich auf, wie ein Funken, der einem Feuerstein vergeht, der Hoffnungsschimmer, der leise säuselt, aber doch klar vernehmbar bleibt: Vielleicht findet die „Die Tribute von Panem“-Reihe nun doch noch in eine kinematographische Spur, die einem erwachsenen, einem weniger an Poster-Boy-&-Girl-Attitüden gelegenen Publikum durchaus gefällt. Nachdem „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ (2012) und „Die Tribute von Panem – Catching Fire (2013) zwar kommerziell die Kinokassen zum Zerbersten brachten und somit den florierenden Trend der Young-Adult-Dystopien durch ihren immensen Erfolg ebenfalls in den Lichtspielhäusern dieser Welt etablierte (Epigonale Frustration: „Seelen“, „Divergent – Die Bestimmung“, „Hüter der Erinner...
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"Die geliebten Schwestern" (DE/CH/AT 2014) Kritik – Eine von Wortschwallen rhythmisierte Liebschaft

Autor: Pascal Reis „Ich glaube, dass wir beide, Charlotte, Sie und ich, noch zu Lebzeiten eine andere Welt erleben werden.“ Tituliert als einer der letzten, wenn nicht sogar DER letzte, Avantgardisten der deutschen Film- und Fernsehlandschaft, hat sich der Münchener Autorenfilmer Dominik Graf dadurch ausgezeichnet, Genre-Filme zu modellieren, die die inhärenten Grenzen ihrer selbst aber wenig Beachtung spendierten und das jeweilige Sujet so mit gekonnt kalibrierten stilistischen Schach- und Winkelzügen abstrahierten. Dass es da einem grundsätzlich ziemlich interessanten Umstand gleichkommt, Dominik Graf in das opulente Zeitalter der Weimarer Klassik zu versetzen, scheint einer müßigen Bestätigung nachzueifern. „Die geliebten Schwestern“, der im Jahre 2014 im Rahmen der Berlinale noch im ...
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"Die Entdeckung der Unendlichkeit" (GB 2014) Kritik – Hinter jedem Genie steht eine starke Frau

Autor: Pascal Reis „While there's life, there is hope.“ Was wäre die flamboyant aufgebauschte, im Endeffekt aber doch vollkommen redundante Oscar-Saison schon ohne zünftige Biographien in ihren Reihen? In diesem Jahr finden sich mit „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“, „Selma“ sowie „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ gleich drei Vertreter des relativ zahmen Genres im Rennen um die heißbegehrten Trophäen wieder und konkurrieren in mehreren Kategorien miteinander (u.a. Bester Film). Dass Biopics gerne mal als 'sichere Nummer' eingeschoben werden, wenn es um die Academy Awards geht, hat uns die Vergangenheit gelehrt: Der Kinogänger liebt es innig, einen tieferen Einblick in das Leben diverser schillernder Persönlichkeiten zu halten. Die Krux an der Sache ist nur, dass viele Fi...