Schlagwort: Horror

Filmkritiken

"You’re Next" (USA 2011) Kritik – Im Nirgendwo schwingen die Irren wieder ihre Äxte

Autor: Pascal Reis "Sie beobachten uns seit Tagen." Masken jeder Art von Gestaltung und Manifestation sind seit jeher ein fester Bestandteil der generalisierten Filmhistorik. Dabei sind es nicht einmal nur die obligatorischen Kostümfilme, in denen ein rigoroser Ball mit seinem überwältigenden Maskenmeer als unvergesslicher Höhepunkt auf den Zuschauer wartet und diesen in im von blaublütiger Dekadenz getränkten Tanzsaal langsam an sich reißt und mit anmutiger Leichtigkeit verschlingt. Auch aus menschlicher Sicht spielen derartige Verkleidungen eine brisante Rolle für das eigene Seelenkorsett. Das Stichwort dabei ist die 'Identitätssuche', die es einem Menschen ermöglicht, das eigene Sein hinter einer losen Hülle zu verbergen, so seine Sehnsüchte gegebenenfalls konkret zu intensivieren un...
Filmkritiken

"Singapore Sling" (GR 1990) Kritik – Willkommen in der Hölle der familiären Perversionen

Autor: Pascal Reis "Don't leave me now." Seine Spur führt ihn zu einer riesigen Villa, den namenlosen Detektiven, der sich auf die Spur der verschwundenen Laura gemacht hat. Mit einer Kugel in der Schulter ist er jedoch handlungsunfähig und schleppt sich mit Mühe von seinem Auto zur Eingangstür der pompösen Anlage. Ihm wird die Tür von einer jungen Frau geöffnet, die, wie sich kurz vorher herausstellte, Laura zusammen mit ihrer Mutter bestialisch getötet hat. Ein Hobby des familiären Gespanns, die Menschen zu Spielzeugen degradieren und für ihre perversen Gelüste missbrauchen. Nun ist auch der Detektiv in ihren Händen und wird dank einiger Notizen auf den Namen Singapore Sling getauft. Die Tour de force beginnt... Nur wenige Regisseure sind in der Lage mit der Intention kompetent zu arb...
Filmkritiken

Regisseure im Fokus: Eine erleuchtende Brille, Gut gegen Böse und die Monster vom Mars: Drei Werke des John Carpenter

Autor: Pascal Reis "Assault - Anschlag bei Nacht" (USA 1976) John Carpenters minimalistischer Vorstadt-Western kommt ohne große Sperenzchen aus und gilt vollkommen zu Recht als einer großen Klassiker des 70er Jahre-Kinos, noch bevor sich die Regielegende diesen strahlenden Status mit Filmen wie „Halloween“, „Die Klapperschlange“ und „Das Ding aus einer anderen Welt“ erarbeiten konnte und weltweit für wiederhallende Jubelchöre sorgte. Wie wir es auch aus anderen Werken von Carpenter gewohnt sind, liegt der eigentliche Fokus nicht auf der übermäßigen Visualisierung von Gewalt, auch wenn die FSK-Behörden seinen Filmen in der Vergangenheit nur zu gerne den Riegel vorgeschoben haben, sondern auch in „Assault“ wird der Schwerpunkt auf die atmosphärische Wirkung der Gesamtsituation gelegt, di...
Filmkritiken

"Alexandre Ajas Maniac" (FR/US 2012) Kritik – Elijah Wood und sein unstillbares Verlangen

Autor: Pascal Reis "Lauf nur, ich weiß wo du wohnst, Judy. Wir sehen uns später..." Frank ist ein Einzelgänger und Betreiber eines urigen Ladens für Schaufensterpuppen. Er führt das Geschäft seiner Familie fort und der Name seiner Mutter ist auch noch lange nach ihrem Tod als Besitzer eingetragen. Allerdings ist das keine Schlamperei, sondern steht symptomatisch für die Beziehung zwischen Frank und seiner Mutter, die durch ihr schlechtes Verhalten ihren Sohn zunehmend traumatisierte und ihn mehr und mehr beziehungsunfähig machte. Seitdem ist Frank ein Jäger, der nachts durch die Straßen streift und sich junge Frauen aussucht, um sie zu töten und ihre Haare zur Vollendung seiner Puppen zu verwenden. Als er die Französin Anna kennenlernt, versucht er, sein Leben krampfhaft zu kontrollieren...
Kritik: Zombie 2 – Day of the Dead (USA 1985) – Das Ende der Menschheit
Filmkritiken

Kritik: Zombie 2 – Day of the Dead (USA 1985) – Das Ende der Menschheit

"We're all pulling in different directions." George A. Romero spinnt das Netz innerhalb seiner ersten „…of the Dead“-Trilogie konsequent dem apokalyptischen Ende entgegen. Die menschliche Natur, oder besser gesagt, der letzte Bruchteil, der noch übrig geblieben ist, sieht sich gezwungen, von nun an subterran zu residieren. Der unterirdische Bunker ist dieses Mal der Ort des Geschehens und wer Romeros vorherige Intentionen in „Night of the Dead“ und „Dawn oft he Dead“ verstanden hat, der wird auch bei „Day of the Dead unschwer diagnostizieren können, das es in erster Linie nicht um die Zombie-Epidemie per se geht, um den fetzigen Gore, ausgelöst durch die hungrigen Untoten, sondern primär um die destruktiven Diskrepanzen wie kopflosen Konflikte zwischen den Menschen. In dem riesigen B...
Filmkritiken

Die „Blade“-Trilogie (USA 1998-2004) Kritik – Der stoische Vampirjäger in Lack und Leder

Autor: Pascal Reis "Blade" (USA 1998) „I promise you, you'll be dead by dawn.“ Wesley Snipes ist als vampirjagender Daywalker die gefasste Überzeichnung in Person. Seine physische Präsenz ist immer auf dem gleichen lässigen Level, von Schauspiel braucht man hier nicht reden, mit einem Gesichtsausdruck, möglichst (pseudo-)cool, schnetzelt sich Snipes eben andauernd durch die von Blutsaugern dominierte Unterwelt der Großstadt. Sein Gegenspieler tritt in Form von Stephen Dorff auf, der den gewandelten Vampire Deacon Frost gibt. Im Gegensatz zu Snipes, der zwar nicht Berauschendes darstellt, aber durchaus in die Rolle passt, ist Dorff ein Knallcharge³. In einer Welt, in der Vampire am liebsten vögeln, Drogen konsumierten und sich bei Techno-Partys mit Blut berieseln lassen, ist Dorff der –...
Filmkritiken

Regisseure im Fokus: Unausweichliche Gewalt, degenerierte Menschen und lähmender Voodoo – Drei Werke des Wes Craven

Autor: Pascal Reis "Das letzte Haus links" (USA 1972) Die Freundinnen Mari und Phyllis wollten ganz entspannt ein Rockkonzert in New York besuchen. Die auf den ersten Blick obsolet erscheinenden Eltern von Mari sind zwar nicht begeistert vom Vorhaben der pubertären Mädels, doch ein Verbot würde nichts bezwecken, und so machen sich Mari und Phyllis auf den Weg aus der ländlichen Idylle, direkt in die verseuchte Großstadt. Radiowarnungen werden ignoriert, Drogen sollen den Abend vorerst anheizen und da schnappt Wes Cravens durchtriebene Falle zu. Natürlich war die Warnung über die entflohenen Straftäter aus dem Radio kein Zufall, denn genau diesem inhumanen Pack laufen die beiden Mädchen in ihrer Naivität geradewegs in die Arme. Cravens Inszenierung wird zum Fahrstuhl der gefühllosen Bru...
Filmkritiken

"Hellraiser" (USA 1987) Kritik – Das religiöse Schaf im blutigen Wolfspelz

Autor: Florian Feick "The box. You opened it. We came." Liebe und Schmerz. Zwei Begriffe, die beinahe zwingend zusammengehören. Denn das Erste zieht meist unweigerlich irgendwann das Zweite nach sich. Schmerz bedeutet Leidenschaft, bedeutet sexuelle Erfüllung, bedeutet Liebe? Clive Barkers HELLRAISER kommt als einer der sicherlich ungewöhnlichsten Gruselfilme der 1980er-Jahre daher, denn als zentrales Horror-Element steht nicht die Angst als solches, sondern der absolute Schmerz. Die Quintessenz des Horrofilms ist die Angst. Die Angst vor dem eigenen Tod und den damit einhergehenden Schmerzen. HELLRAISER schafft es, den unvorstellbaren Schmerz visuell herauszukristallisieren und als das Wesen seines Terrors zu verwenden. Barkers England ist ein pervertiertes und sexualisiertes England...
Filme, Filmkritiken

"Silent Hill 2: Revelation 3D" (FR/US 2012) Kritik – Die Rückkehr in die Hölle

"You were trapped in a place called Silent Hill." Ganze fünf Jahre musste der französische Filmemacher Christophe Gans („Pakt der Wölfe“) dafür kämpfen, um endlich die heißersehnten Rechte für die Verfilmung seines persönlichen Lieblingsspieles „Silent Hill“ von der mächtigen Verlegerfirma Konami zu ergattern. Ein Herzensprojekt für den vielseitigen Regisseur, der die Verantwortlichen letzten Endes dadurch breitschlagen konnte, indem er ihnen offenbarte, welchen Stellenwert „Silent Hill“ in seinem Leben eingenommen hat. Das filmische Ergebnis wurde von den Kritikern dann allerdings mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Die einen fühlten sich in der erschaffenen Hölle gelangweilt, die anderen bemängelten die Veränderungen zur Vorlage und wieder andere verurteilten die flache Charakterzeic...
Filme, Filmkritiken

"The Raven" (HU/ES/US 2012) Kritik – John Cusack wird zu Edgar Allan Poe

"Wie es scheint, diente meine Erzählung als Inspiration für ein reales Verbrechen." In jedem künstlerisch wertvollen Bereich gibt es die unumgänglichen Vorbilder, an denen sich jeder aufstrebende Stern orientiert und gerne auch ein stückweit abkupfert, um seinen eigenen Horizont mit den Gedanken der alten Helden zu verknüpfen und im besten Fall seinen ganz eigenen Stil zu finden. Im filmischen Bereich würden da zum Beispiel Namen wie F.W. Murnau („Nosferatu“), Luis Buñuel („Ein andalusischer Hund“) und Alfred Hitchcock („Psycho“) genannt werden. Begeben wir uns in die Sparte der großen Weltliteratur, dann dauert es nicht lange, bis uns Gesichter wie Johann Wolfgang von Goethe, Charles Baudelaire und Ernest Hemingway entgegenblicken. Dabei darf jedoch ein Mann ebenfalls nicht vergessen ...