Klassiker-Tipp der Woche: Der Pate (USA 1972)

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“In der großen, weiten Welt gibt es keinen besseren Film. Ende der Diskussion.”

Das wäre eine Möglichkeit dem größten Mafiadrama der Filmgeschichte gerecht zu werden. Das erklärt jedoch noch lange nicht, warum ich dieses Mammut-Werk als meinen Lieblingsfilm definiere. Denn er ist für mich viel mehr als nur DER beste Film aller Zeiten. Irgendwie muss sich Francis Ford Coppolas Vermächtnis in Worte fassen lassen, ohne dass Lobeshymnen die Oberhand gewinnen oder der Kommentar zu einer reinen Inhaltsangabe verkommt?!

Verzweifelt suchte ich also nach einem Ausdruck oder einem Satz, der meinem Lieblingsfilm gerecht werden könnte. Gefunden habe ich keinen. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie lange Coppola wohl an seiner Exposition hantiert haben muss, bis sie zu der meiner Meinung nach legendärsten Einführung der Kinogeschichte herangereift ist. Aber darum geht es nicht, ich will schließlich nicht den legendärsten Kommentar zu Der Pate schreiben. Ich möchte euch zeigen, warum der Film die Liebe auf den ersten Blick war.

Michael: My father is no different than any powerful man, any man with power, like a president or senator.
Kay Adams: Do you know how naive you sound, Michael? Presidents and senators don’t have men killed.
Michael: Oh. Who’s being naive, Kay?

Ich habe gerade bestimmt eine halbe Stunde überlegt, welches Zitat ich in meine Kritik nehmen soll. Ein Dialog ist komplexer als der andere. Jeder besitzt seine eigene Aussage. Jeder Satz ist charakterlicher Bestandteil einer der vielen dramatischen Persönlichkeiten, welche den Zuschauer fast drei Stunden in eine Welt aus Verrat, Liebe, Korruption, Hass, Politik und Ehre, in eine Geschichte über familiäre und gesellschaftliche Werte und sizilianische Traditionen saugen.

Die Familie Corleone besitzt inzwischen die größte Machtstellung an der Ost-Küste Amerikas. Das Familienoberhaupt Don Vito Corleone (Marlon Brando) soll nun seine illegalen Aktionen auf “Bitte” der anderen Familien auf den Drogenhandel ausdehnen. Vito lehnt jedoch dankend ab. Aus der Entscheidung entsteht ein blutiger Kampf, dessen Ende ungewiss ist. In diesen Krieg der Familien wird Michael Corleone, der Sohn des Paten gezogen. Er wollte eigentlich ein anständiges, bürgerliches Leben führen und nichts mit den Geschäften seines Vaters zu tun haben. Was jedoch folgt, ist für mich die interessanteste charakterliche Entwicklung der Filmgeschichte, auf einzigartige Weise vom damals jungen Al Pacino dargestellt. Diese schauspielerische Leistung wird nur von einem Schauspieler getoppt. Marlon Brandos Schauspiel ist zermürbend und elektrisierend. Seine Mimik außergewöhnlich, seine Aussagen haben Geschichte geschrieben. Für mich sind die beiden Darstellungen von Vater und Sohn wahrlich nie erreicht worden. Ebenso verhält es sich mit Nino Rotas Klängen, im Grunde genommen der kompletten Inszenierung. Nicht zu vergessen sind auch die anderen Darsteller, die, von James Caan, über Robert Duvall, bis Diane Keaton, alle über jeglichen Zweifel erhaben sind.

Der Pate ist die Verfilmung von Mario Puzos gleichnamiger Literatur-Perle. An der Oberfläche handelt die Geschichte vom Leben und von der Mafia. Im Detail allerdings spielt sich eine der komplexesten Handlungsstränge ab. Was ist Moral? Ist es das wert, für Reichtum und Wohlstand in einer Welt aus Gewalt zu leben? Welche Symbolik besitzen Orangen und Fische? Dieses Werk erklärt all das und spiegelt dabei sizilianische Traditionen wieder, kritisiert die Korruption an allen Fronten, von Filmstudios, über die Polizei, bis zu politischen Instanzen. Und was bedeuten überhaupt Anstand und Ehre? Dies sind natürlich bei weitem nicht alle Themen, die aufgegriffen werden.

Nun habe ich mich, trotz meines Versuchs, eine andere Herangehensweise zu finden, doch wieder in Lobpreisungen verloren. Egal, denn wer etwas anderes behauptet, als dass in Der Pate Perfektion perfektioniert wird, sollte sich überlegen, ob er auch wirklich alles verstanden hat. ‘Der Pate’ ist der Shakespeare des 20ten Jahrhunderts, “an offer you can’t refuse”, er ist wahrhaftig der Pate aller Filme. Anschauen, erfahren und lieben lernen. Oder einfach:

“In der großen, weiten Welt gibt es keinen besseren Film. Ende der Diskussion.”

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