Kritik: Knock Knock (CL/US 2015)

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© Square One Entertainment

It’s like destiny that we were meant to meet. Do you believe in destiny, Evan?

Eben noch konnte man das blutbesudelte Haupt des referenziellen Kannibalen-Reißers „The Green Inferno“ mit absolut verdientem Lob übergießen, da schiebt Eli Roth auch schon seinen nächsten Streich hinterher: „Knock Knock“. Wenn man dann in Erfahrung gebracht hat, dass es sich bei „Knock Knock“ um einen Home-Invasion-Thriller handeln soll, der ebenso Anleihen aus dem Torture-Porn-Sektor heranzieht, um daraus einen großen, psychopathologischen Geschlechterkampf zu kneten, möchte man schon vor der Sichtung des Filmes frohen Mutes proklamieren, dass Eli Roth hier seinen nächsten Volltreffer abgeliefert hat. Dem aber ist nicht so. Um ehrlich zu sein, ist „Knock Knock“ sogar das schwächste Werk, welches bisher mit dem Namen Eli Roth deklariert werden durfte. Der Ansatz allerdings bleibt ein interessanter, versucht Eli Roth doch nicht, sich in die exzessiven Untiefen physischer Gewalt zu bewegen, seine Torture-Porn-Berührungspunkte werden im Kopf ausgetragen, um „Knock Knock“ eine psychologisches Klima zu ermöglichen, welches für den Zuschauer so aufgeladen ist, dass es zum Schneiden dick erscheint.

So jedenfalls der Grundgedanke, und Eli Roth ist bekanntermaßen Genre-Enthusiast durch und durch, dass er sich über eine Sache vollkommen im Klaren ist: Horror entsteht in den phantasievollen Gehirnwindungen des Rezipienten, nicht im Anblick von abgetrennten Extremitäten. Wer sich also den eskalativen Blutzoll erwartet, für den das Kino des Eli Roth bisher durchaus stand, der muss sich zwangsläufig enttäuschen lassen – bis auf eine Kuchenkabel in der Schulter geht es in „Knock Knock“ graphisch recht gemäßigt zur Sache. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Psycho-Terror, den Familienvater Evan (Keanu Reeves) über sich ergehen lassen muss. Seine Familie ist über das Wochenende ans Meer gefahren und Evan, ein gut situierter Architekt, der den Westküsten-Standard der Creative-Class ausschöpft, möchte die Ruhe genießen, um seiner Arbeit nachzugehen (ein Graspfeifchen zur Entspannung soll auch drin sein). Als in regnerischer Nacht zwei durchnässte Nymphen (Ana de Armas und Lorenza Izzo) vor seiner Haustür stranden, nimmt der Schrecken für die gutbürgerliche Existenz in lasziver Ausstaffierung seinen Lauf.

Evan wird von den beiden Mädchen verführt, lässt sich auf eine heiße Nacht zu dritt ein und muss am nächsten Tag feststellen, dass Genesis und Bel sich nicht nur sehr ungern aus dem schicken Haus vertreiben lassen, ihnen liegt auch die feministische Motivation zugrunde, Evan einer ausgiebigen Gardinenpredigt zu unterziehen. Ist die Katze erst einmal aus dem Sack, verlässt Eli Roth zwar nicht das inszenatorische Geschick, „Knock Knock“ jedoch besitzt ihn zu keiner Zeit, den cleveren Subtext, der Roths vorherige Werke durchzogen hat und aufzeigte, dass der Mann nicht nur in der Lage ist, die Regeln des Horror-Films zu bestätigen respektive zu zelebrieren, sondern sie auch zu transzendieren. „Knock Knock“ hingegen versteckt hinter seiner perversen Posse eine ungemein sittenstrenge Gesinnung, die all das Drangsalieren, Kujonieren und Schikanieren legitimieren soll: Männer sind ohnehin nur schwanzgesteuerte Nieten, die für ihre Bedürfnisse und Triebe unbedingt sühnen müssen! Und da verstrickt sich Eli Roth unangenehm in ungeschliffenem Moralin, was „Knock Knock“ nicht zuletzt schauderhaft lustfeindlich erscheinen lässt.

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